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Den Altar aus der Werkstatt von Lucas Cranach direkt im eigenen Wohnzimmer erleben

Den Altar aus der Werkstatt von Lucas Cranach direkt im eigenen Wohnzimmer erleben

Gastbeitrag im Fachmagazin Konstruktionspraxis

Digitale Führung der 'Freunde des Museums für Kunst und Kultur Münster'

Die „Freunde des Museums für Kunst und Kultur Münster e.V.“ machen die digitale Kunstvermittlung erstmals mit Augmented Reality (AR) zum echten Live-Erlebnis. Dazu liefert der Verein Kunst-und Kulturinteressierten den Marienaltar aus der Werkstatt von Lucas Cranach dem Älteren im Rahmen einer innovativen digitalen Führung als AR-Exponat in die eigenen vier Wände. Auf diese Weise ist das Kunstwerk quasi hautnah erlebbar. Ermöglicht wird diese bisher einzigartige, virtuelle Exponatführung durch die Münsteraner Agentur cynapsis interactive und ihrer AR-Plattform augmentify.  

Der oben beschriebene Flügelaltar ist für die Premiere dieser neuen Art von Kunstvermittlung perfekt geeignet. Als 3D-Objekt mit Vorder- und Rückseite kann er, zum Beispiel im Wohnzimmer platziert, hervorragend selbständig in der Führung entdeckt werden: Beim Start der Zoom-Präsentation wird hierfür ein QR-Code eingeblendet. Nach dem Scan kann der Altar direkt im eigenen Zuhause über den Screen des eigenen Smartphones erkundet werden, fachkundig unterstützt von den Ausführungen der Präsentatorin Laura Nübel. Die Nutzer:innen können dabei jederzeit ihren Blickwinkel auf das Kunstobjekt frei wählen.

Kunstvermittlung mit AR

Wie können Kunstwerke auch ohne den Besuch im Museum unmittelbar erlebt und erkundet werden? Die neue Form‚Digitale Führung‘ der “Museumsfreunde” schafft hierfür einen völlig neuen Zugang: Mittels Augmented Reality können sich die Teilnehmer:innen des Online-Meetings das Kunstwerk in ihr Wohnzimmer stellen, um es dann selbst in einer bisher nicht möglichen Detailtiefe von allen Seiten zu betrachten. Ausgewählt wurde dazu der Marienaltar, ein vollständig erhaltenes Retabel aus der Werkstatt von Lucas Cranach dem Älteren (1472–1553), dessen Erwerb die „Freunde“ finanziell unterstützt haben. Seit Mitte Oktober 2024 ist der wunderbare Altar im Museum für Kunst und Kultur am Domplatz in Münster zu sehen. 

Fernsteuerung für die Präsentator:innen

Beim Präsentieren können von der Präsentatorin oder dem Präsentator auf einer speziellen Webseite gezielt Aktionen bei allen Betrachter:innen in AR auslöst werden – quasi eine Fernbedienung für die AR-Inhalte. So kann zum Beispiel der Altar zu- und aufgeklappt werden, um zum richtigen Zeitpunkt die Rück- und Vorderseiten der beiden Altar-Flügel in den Fokus zu bringen. Weiter können mit einem Pfeil die Stellen des Kunstwerks hervorgehoben werden, die gerade besprochen werden.

Digitalisierung eines Kunstwerks

Die AR Lösung für diese Form der Kunstvermittlung hat die digitale Kreativagentur cynapsis interactive aus Münster umgesetzt. Deren Geschäftsführer Marcus Veigel ist Mitglied bei den Freunden des Museums. Er kam bei einer digitalen Führung auf die Idee, diese um die AR-Funktion zu erweitern. Das 3D-Team der Agentur hat dafür den Altar in zwei Sessions im Landesmuseum gescannt, in ein 3D-Objekt umgewandelt und für das AR-Erlebnis optimiert. 

“Beim Aufbau und der Bearbeitung des Altars in 3D haben wir uns ein wenig wie digitale Restauratoren gefühlt, das war in Teilen eine größere Herausforderung und Verantwortung, als bei einem typischen Marketing-Einsatz von Augmented Reality – und hat dem Team großen Einsatz abverlangt, aber auch sehr viel Spaß gemacht”
Marcus Veigel, Geschäftsführer cynapsis interactive

Besondere Herausforderungen bei der 3D-Umsetzung des AR-Projekts

“Wir haben sehr viel Erfahrung in der Umsetzung von AR-Projekten. Dieses Projekt hatte aber so seine besonderen Herausforderungen: Vor allem Farbauftrag und Farbtextur des Gemäldes und des Rahmens waren eine große Herausforderung bei der 3D Umsetzung”, fasst Marcus Veigel die Besonderheiten des Projekts zusammen. “Wir wollten das Blattgold genau richtig zum Glänzen bringen und den Firnis der Gemälde perfekt simulieren.” Diese und andere Herausforderungen hat das AR-Team von cynapsis in Zusammenarbeit mit den Restaurator:innen des Museums gelöst. 

Die „Freunde des Museums für Kunst und Kultur Münster e.V.“ und der Marienaltar

Seit mehr als 40 Jahren unterstützen die „Freunde des Museums für Kunst und Kultur Münster e.V.“ ihr Museum durch die Finanzierung von Ankäufen für die Sammlung des Hauses und haben so teil an der Entwicklung des Hauses, das Geschichte spiegelt über 2000 Jahre bis zur aktuellen Moderne. Es sind immer wieder ganz besondere Erwerbungen, die die Sammlung des Museums ergänzen und die Besucher:innen mit ihrer Erzählung bereichern. 

Im November 2023 haben die „Freunde“ beschlossen, den Erwerb des Flügelaltares finanziell zu unterstützen. Der Erwerb eines solchen Renaissance-Gemäldes ist für ein Museum ein absoluter Glücksfall, umso mehr, als es sich um ein vollständig erhaltenes Retabel aus der Werkstatt von Lucas Cranach dem Älteren (1472–1553) handelt, der zu den bedeutendsten deutschen Künstlern des 16. Jahrhunderts gezählt werden kann. Das kleinformatige Werk hat die Form eines Klappaltars und zeigt auf den Innenseiten sieben Szenen aus dem Leben der Jungfrau Maria, von der Verkündigung bis zum Tod und der Auferstehung Mariens. Sie werden auch als die “Sieben Freuden Mariens” bezeichnet. Im geschlossenen Zustand sind auf den Außenseiten des Retabels zwei ganzfigurige Darstellungen der Heiligen Jakobus und Nikolaus zu sehen. Das Werk ist in dieser kompakten Form leicht zu transportieren, weshalb auch von einem Trag- oder Reisealtar gesprochen wird.

Den Marienaltar jederzeit erleben – auch ohne digitale Führung

Hier der QR-Code für den Aufruf des Marienaltars.

Wie unten gezeigt in 4 Schritten den Marienaltar ins eigene Wohnzimmer holen:

  1. QR-Code mit der Handy-Kamera scannen
  2. Boden vor sich anvisieren und das Handy leicht nach oben und unten bewegen
  3. Altar an die richtige Stelle platzieren und zum Fixieren einmal aufs Display tippen
  4. Den Altar erkunden – am besten einfach darum herum laufen